Glossar

Zuletzt geändert: 10.04.2024 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e100528

Glossar der Begriffe, die in kinderkrebsinfo.de und kinderblutkrankheiten.de verwendet werden.

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Wachstumshormon (Abk.: STH, GH ) syn. Somatotropin, Somatotropes Hormon, Growth Hormone
körpereigenes Eiweiß aus der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), das für das Wachstum nahezu aller Gewebe in der Kindheit erforderlich ist. Das Hormon reguliert das Längenwachstum des Körpers durch Wachstum der Knochen- und Knorpelstrukturen und, darüber hinaus, verschiedene Stoffwechselvorgänge wie Fettabbau und Muskelaufbau sowie die Blutzuckerbildung. Das Hormon ist daher auch bei Erwachsenen für einen gesunden Stoffwechsel wichtig. Die Ausschüttung von Wachstumshormon aus der Hypophyse wird durch den Hypothalamus gesteuert.
Querverweise: Hypophyse - Hypothalamus - Hormon

WAGR-Syndrom syn. Chromosom-11p-Syndrom, WT1-assoziiertes Syndrom
Kurzbezeichnung für ein Krankheitsbild, das mit der Veranlagung (Prädisposition) für Wilms-Tumoren, dem vollständigen oder teilweisen Fehlen der Regenbogenhaut des Auges (Aniridie), Fehlbildungen der Harn- und Geschlechtsorgane (Urogenitalsystem) und einer geistigen Behinderung (Retardierung) einhergeht; zudem besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Nierenerkrankung (z. B. Niereninsuffizienz) mit chronischem Nierenversagen. Das WAGR-Syndrom gehört zu den Krebsprädispositionssyndromen (mit autosomal-dominantem Erbgang). Es manifestiert sich meist zwischen dem ersten und dem vierten Lebensjahr und ist auf den Verlust eines Chromosomenstücks auf Chromosom 11 zurückzuführen. Dadurch wird das so genannte Wilms-Tumorgen wt1 aktiviert.
Beispiele Kinderkrebsheilkunde / Kinderblutkrankheiten: Kinder und Jugendliche mit einem WAGR-Syndrom haben ein etwa 30–60 % erhöhtes Risiko, an einem Wilms-Tumor (Nephroblastom) zu erkranken.
Querverweise: Chromosomen - Wilms-Tumorgen - Niereninsuffizienz - Wilms-Tumor - erbliche Krebssyndrome - autosomal-dominant - Krebsprädispositionssyndrom

Wasserkopf syn. Hydrocephalus, Hydrozephalus
Erweiterung der Flüssigkeitsräume des Gehirns (Hirnventrikel) aufgrund verschiedener Ursachen
Beispiele Kinderkrebsheilkunde / Kinderblutkrankheiten: Ein so genannter Verschlusshydrocephalus (hydrocephalus internus occlusus) kann Folge einer Abflussstörung des Nervenwassers (Liquors) sein, z.B. bei einem Kleinhirntumor wie dem Medulloblastom, und eine zeitweilige oder dauerhafte Drainage (Ableitung des Nervenwassers) notwendig machen.
Querverweise: Liquor - ventrikulo-peritonealer Shunt - Ventrikulostomie - Drainage - Hirntumor - Hirnventrikel
Hauptinformationsseite: Hirntumoren - Tumoren des Zentralnervensystems (ZNS)

Weichgewebe syn. Weichteile
Zu den Weichgeweben zählen Binde-, Fett- und Muskelgewebe sowie Blutgefäße und das Gewebe der peripheren Nerven (Nervensystem ohne Hirn und Rückenmark). Die Weichgewebe (Weichteile) umfassen somit alle nicht-epithelialen Gewebe des Körpers mit Ausnahme des Stützgewebes (Knochen und Knorpel). Sie verbinden, unterstützen und umgeben die anderen Körperteile und Organe.
Beispiele Kinderkrebsheilkunde / Kinderblutkrankheiten: Bösartige Tumoren der Weichgewebe, so genannte Weichgewebetumoren, gehören bei Kindern und Jugendlichen zu den häufigsten soliden Tumoren.
Querverweise: Epithelgewebe - Nervensystem - peripheres Nervensystem

Weichgewebesarkome syn. Weichteilsarkome
Vielzahl sehr verschiedener bösartiger Erkrankungen, die von Weichgeweben (z. B. Binde-, Fett- und Muskelgewebe oder Gewebe der peripheren Nerven) ausgehen; sie machen etwa 6 % der bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus; häufigstes Weichgewebesarkom bei Kindern und Jugendlichen ist das Rhabdomyosarkom.
Querverweise: Rhabdomyosarkom - peripheres Nervensystem
Hauptinformationsseite: Weichgewebesarkom/-tumor

Weichgewebetumor syn. Weichteiltumor
Vielzahl sehr verschiedener bösartiger Erkrankungen, die von Weichgeweben – zum Beispiel Binde-, Fett- und Muskelgewebe oder Gewebe der peripheren Nerven – ausgehen; sie machen knapp 7 % der bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus. Häufigstes Weichgewebesarkom bei Kindern und Jugendlichen ist das Rhabdomyosarkom.
Querverweise: Rhabdomyosarkom - peripheres Nervensystem

Weichteile syn. Weichgewebe
siehe Weichgewebe

Werner-Syndrom syn. Rabbiosi-Syndrom, Progeria adultorum
sehr seltene, genetisch bedingte Erkrankung, die mit einer vorzeitigen Alterung sowie einem erhöhten Krebsrisiko einhergeht; erste Symptome zeigen sich bereits in der Pubertät (Kleinwuchs; schwache, hohe Stimme), die volle Ausprägung der Erkrankung etwa ab dem 30. Lebensjahr. Zu den Symptomen gehören z. B. charakteristische Hautveränderungen, weißliche und spärliche Kopfbehaarung, beidseitiger Grauer Star (Katarakt), Diabetes mellitus Typ II, Arteriosklerose, Muskelabbau und Osteoporose. Darüber hinaus haben Patienten mit Werner-Syndrom ein erhöhtes Risiko für bösartige Tumoren. Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt und zählt zu den Krebsprädispositionssyndromen.
Beispiele Kinderkrebsheilkunde / Kinderblutkrankheiten: Krebserkrankungen im Zusammenhang mit dem Werner-Syndrom sind vor allem Sarkome, zum Beispiel Weichteilsarkome.
Querverweise: Pubertät - Weichgewebesarkome - autosomal-rezessiv - Arteriosklerose - Osteoporose - Krebsprädispositionssyndrom

WHO
Abkürzung für (englisch) World Health Organization, Weltgesundheitsorganisation; internationale Föderation zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Gesundheitswesens

WHO-Klassifikation
von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeitete internationale Standards zur Einteilung (Klassifikation), Diagnose und differenzierten Unterscheidung verschiedener (bösartiger) Erkrankungen
Beispiele Kinderkrebsheilkunde / Kinderblutkrankheiten: In der Kinderkrebsheilkunde erfolgt z. B. die Einteilung der Non-Hodgkin-Lymphome und der Keimzelltumoren nach entsprechend tumorspezifischen WHO-Klassifikationen. Die Orientierung an einer international einheitlichen Einteilung einer Krebserkrankung in verschiedene Unterformen mit unterschiedlicher Prognose und Behandelbarkeit ermöglicht die Erstellung einheitlicher krankheitsspezifischer (sowie individuell angepasster) Behandlungspläne.
Querverweise: Non-Hodgkin-Lymphom - Keimzelltumor - Tumorklassifikation

Wilms-Tumor syn. Nephroblastom
embryonaler, bösartiger solider Tumor der Niere, der am häufigsten bei Kindern im Alter zwischen 1 und 5 Jahren vorkommt, insbesondere bei Vorliegen verschiedener Syndrome bzw. angeborener Anomalien; der Wilms-Tumor macht 6 % aller bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus.
Querverweise: embryonal - solide - Syndrom - Wilms-Tumorgen

Wilms-Tumorgen
Gene, die (infolge tumorspezifischer Veränderungen bestimmter Chromosomen) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des Wilmstumors spielen; bislang konnte trotz Hinweisen auf die Existenz verschiedener Wilms-Tumorgene nur das Wilms-Tumor-Suppressorgen WT1 auf Chromosom 11 (Genort 11p13) identifiziert und entschlüsselt werden.
Querverweise: Gen - Tumorsuppressorgen - Wilms-Tumor - Chromosom

Windpocken syn. Varizellen
durch das Varicella-Zoster-Virus ausgelöste Infektionskrankheit, die vorwiegend im Kindesalter auftritt und v. a. durch Fieber und einen juckenden Hautausschlag (insbesondere im Gesicht, an Kopfhaut und Rumpf) gekennzeichnet ist; hinterlässt i.d.R. lebenslange Immunität. Die Viren können jedoch im Körper verbleiben und zu einem späteren Zeitpunkt, z. B. bei einer Abwehrschwäche des Körpers, eine Gürtelrose (Zoster) auslösen.
Beispiele Kinderkrebsheilkunde / Kinderblutkrankheiten: Bei abwehrgeschwächten (immunsupprimierten) Kindern und Jugendlichen (z. B. im Rahmen der Krebsbehandlung) kann eine Infektion mit Varizellen lebensgefährlich sein. Um Infektionen bei diesen Patienten zu verhindern, erfolgen vorbeugende Maßnahmen (z. B. Schutzimpfung; ggf. Behandlung mit virushemmenden Medikamenten).
Querverweise: Immunität - Immunsuppression - Varizella-Zoster-Virus - Gürtelrose

Wiskott-Aldrich-Syndrom
angeborene Erkrankung mit Gerinnungsstörung und Immundefekt; typische Kennzeichen sind u. a. Hautblutungen, erhöhte Infektanfälligkeit, ekzemartige Hautveränderungen und Neigung zu allergischen Reaktionen sowie ein erhöhtes Krebsrisiko. Das Wiskott-Aldrich-Syndrom zählt daher auch zu den Krebsprädispositionssyndromen (KPS).
Beispiele Kinderkrebsheilkunde / Kinderblutkrankheiten: Kinder und Jugendliche mit diesem Krankheitsbild haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Lymphom (Hodgkin-Lymphom; Non-Hodgin-Lymphom) zu erkranken.
Querverweise: Immundefekt - Lymphom - Syndrom - Non-Hodgkin-Lymphom - Hodgkin-Lymphom - Krebsprädispositionssyndrom