Plötzliche Verstärkung der Blutarmut durch Infektionen (Aplastische Krise)
Autor: Prof. Dr. med. Stefan Eber, Kilian Hierdeis, Zuletzt geändert: 02.09.2024 https://kinderblutkrankheiten.de/doi/e116905
Eine lebensgefährliche und die Lebensqualität beeinträchtigende Folge der Blutarmut ist eine plötzliche Verstärkung der Blutarmut, die durch bestimmte Infektionen ausgelöst werden kann (aplastische Krise).
Bei einer aplastischen Krise ist die Blutbildung im Knochenmark für eine bestimmte Zeit komplett unterdrückt. Schwere aplastische Krisen werden bei Patienten mit CDA vornehmlich durch Virusinfektionen ausgelöst, insbesondere durch eine Infektion mit dem Parvovirus B19, dem Erreger der Ringelröteln. Eine Infektion mit diesem Virus tritt meist nur einmal im Leben auf, da die Krankheit in der Regel eine lebenslange körpereigene Abwehrfähigkeit (Immunität) hinterlässt.
Bei sonst gesunden Kindern nimmt eine Ringelröteln-Infektion nur selten einen schweren Verlauf. Hingegen besteht bei CDA-Patienten die Gefahr einer aplastischen Krise. Aplastische Krisen gehen mit einem plötzlichen, schnellen und starken Abfall der Konzentration des roten Blutfarbstoffes und zügig fortschreitenden Zeichen einer Blutarmut einher. Oft ist umgehend eine Bluttransfusion notwendig, damit es nicht zu lebensbedrohlichem Sauerstoffmangel und anschließendem Herz-Kreislauf-Versagen kommt.
Eltern von Kindern und Jugendlichen mit CDA sollten
- wachsam sein, wenn Ringelröteln in der unmittelbaren Umgebung des Kindes (zum Beispiel in Kindergarten oder Schule) auftreten und darauf achten, dass ein ansteckender Kontakt vermieden wird;
- wissen: bei Patienten mit CDA, die sich mit Ringelröteln angesteckt haben, fehlt der für diese Infektionskrankheit sonst so typische Hautausschlag, das heißt eine schmetterlingsförmige Rötung der Wangen und girlandenförmiger Hautausschlag an Armen, Beinen und Rumpf. Also: auch wenn ein Kind mit CDA keinen Hautausschlag hat, kann es sich mit Ringelröteln angesteckt haben;
- in jedem Fall nach Kontakt Ihres Kindes mit den hoch ansteckenden Ringelröteln vorsorglich einen Arzt aufsuchen;
- alarmiert sein, wenn sich bei Ihrem Kind Krankheitszeichen wie plötzlich auftretende Blässe und zunehmende Müdigkeit einstellen, insbesondere wenn diese im Zusammenhang mit Fieber, Bauchschmerzen und Erbrechen sowie heftigen Kopfschmerzen einhergehen. Das Kind muss dann sofort in einem Krankenhaus behandelt werden.
Die aplastische Krise kann nach ärztlicher Erfahrung vielfach vermieden werden, wenn bei möglichem Kontakt zu Ringelröteln so früh wie möglich altersangepasst 2 - 5 ml eines Parvo-Virus-B19-Antikörper haltigen Immunglobulinpräparates (das sind fast alle gängigen Präparate mit Immunglobulinen) subkutan gegeben werden. Bitte informieren Sie daher sofort einen in der Behandlung von Kindern mit hämatologischen Erkrankungen erfahrenen Kinder- und Jugendarzt bei Hinweis auf einen möglichen Ringelröteln-Kontakt.